Ab Juni wird sie monatlich nur noch US-Staatsanleihen im Wert von bis zu 25 Milliarden Dollar auslaufen lassen, ohne sie zu ersetzen. Bislang lag die Obergrenze bei 60 Milliarden Dollar pro Monat. Bei Hypothekenpapieren (MBS) behält die Fed die Praxis bei, Papiere im Wert von bis zu 35 Milliarden Dollar monatlich fällig werden zu lassen, ohne sie zu ersetzen. Mit den Massnahmen dampft die Zentralbank ihre in der Corona-Pandemie aufgeblähte Bilanz ein. Die jüngsten Beschlüsse dienen laut Powell dazu, den Prozess der Bilanzverkürzung möglichst reibungslos verlaufen zu lassen. Es gehe nicht darum, die Wirtschaft damit anzukurbeln. Die Zinspolitik bleibe «das aktive Werkzeug» der Notenbank.

Trotz des hohen Zinsniveaus hat die Zentralbank den starken Preisauftrieb noch nicht in den Griff bekommen. Die Teuerungsrate lag zuletzt mit 3,5 Prozent weit über dem Ziel der Zentralbank von zwei Prozent. Die Zinsfantasien sind vor diesem Hintergrund stark gedämpft worden. «Eine Zinssenkung im Juni ist nach der heutigen Notenbanksitzung vom Tisch», meint Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.

Die Wortwahl der US-Notenbanker lasse darauf schliessen, dass sich eine Senkung in die zweite Jahreshälfte verschiebt - mindestens. «Mehr noch, es könnte genauso sein, dass eine geldpolitische Lockerung ganz ausbleibt», sagte der Experte. Zwar werde dies nicht so offen formuliert, auszuschliessen sei dieses Szenario allerdings nicht.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Christoph Balz lässt sich das Inflationsproblem bei einer gleichzeitig weiterhin recht gut laufenden Konjunktur nicht so leicht lösen: Wir rechnen daher erst im Dezember mit einer ersten «Zinssenkung.»

Die gute wirtschaftliche Lage, insbesondere der starke Arbeitsmarkt, gebe der Notenbank den Spielraum, mit der Lockerung der Geldpolitik noch zu warten, meint KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Es bedürfe schon «beträchtlicher Probleme» auf dem Arbeitsmarkt, um die Notenbank zu einer Senkung der Zinsen zu bewegen, erklärte Powell mit Blick auf das doppelte Mandat der Notenbank, die stabile Preise und überdies Vollbeschäftigung fördern soll.

(Reuters)