Im Fokus standen am Donnerstag erneut Quartalsberichte und die Nachlese des Zinsentscheids in den USA. Zur Wochenmitte hatte Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, einmal mehr Zinssenkungshoffnungen gedämpft. Es könne «länger als bisher angenommen» dauern, bis die Fed mehr Zuversicht gewinne, dass die hohe Inflation wirklich auf dem Rückzug sei. «Die US-Notenbank hat in ihrer jüngsten Sitzung eine vorsichtige Position bezogen», schrieb am Morgen der Stratege Rolf Schäffer von der Landesbank LBBW.

Allerdings trat Powell auch Sorgen entgegen, dass der nächste Zinsschritt sogar eine Erhöhung sein könnte. Insofern hiess es am Morgen von dem LBBW-Experten, dass seine Worte auch eine beruhigende Wirkung gehabt hätten, da eine aggressivere Reaktion ausblieb. «Trotz eines Rückgangs der Preisdruckindikatoren Ende 2023, bleibt die Inflation eine hartnäckige Herausforderung, die die US-Wirtschaft weiterhin begleitet», schrieb Schäffer.

Unter diesen Umständen fehlten den Anlegern am Donnerstag die Kaufargumente. Im frühen Dax-Handel blieb die 50-Tage-Durchschnittslinie auf dem Prüfstand, die aktuell etwas über 17 900 Punkten verläuft. Auch setzt sich damit eine maue Frühlingsentwicklung fort, denn im April hatte der Leitindex drei Prozent verloren. Eine vorherige Kursrally, die im Herbst begonnen hatte, war Anfang April mit einem Rekordhoch von 18 567 Punkten zu Ende gegangen.

Mit der Bayer-Aktie setzte sich einer der 2024 bislang grössten Verlierer mit einem Kurssprung um fünf Prozent an die Dax-Spitze. Wieder einmal stand dies mit Rechtsstreitigkeiten in den USA in Zusammenhang. Ein Händler verwies auf den «zweiten grossen juristischen Sieg in kurzer Zeit», weil ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Washington im Streit um die giftige Chemikalie PCB ein millionenschweres Urteil gegen den Chemie- und Pharmakonzern aufgehoben hat.

Zahlenseitig rückten einige MDax -Werte ins Blickfeld. Nach einem Gewinnsprung im ersten Quartal mauserten sich die Aktien von Scout24 mit einem Anstieg um 3,3 Prozent zum besten MDax-Wert. Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan bewertete die Resultate als solide, bezeichnete aber die Entwicklung der Kundenzahl als ermutigend.

Hugo Boss performte zunächst gut mit einem Spitzenplus von fast vier Prozent, weil der Modekonzern im ersten Quartal besser abgeschnitten hat als erwartet. Dann aber ging es nach unten - nach vorsichtigeren Tönen des Finanzchefs zum China-Geschäft im ersten Quartal. Zuletzt notierten die Papiere 1,2 Prozent im Minus.

Siltronic überraschte wegen bereits bekannter Nachfrageschwäche nicht mehr mit einem schlechten Jahresauftakt, die Aktie zeigte sich auf Vortagsniveau.

Abseits der Berichtssaison bewegten Analystenstimmen. Die Aktien der Lufthansa legten um fast zwei Prozent zu, nachdem Bernstein Research das negative Votum aufgegeben hatte. Noch dynamischer zeigte sich die vier Prozent höhere Fielmann-Aktie wegen einer Kaufempfehlung der Privatbank Hauck Aufhäuser.

Für Borussia Dortmund ging es sogar um fünf Prozent nach oben. Der Fussballclub ist dank eines 1:0-Erfolgs gegen Paris Saint-Germain auf Finalkurs in der Champions League. Zugleich konnte er sich wieder einen Startplatz in der lukrativen europäischen Eliteliga sichern, weil nun klar ist, dass die Bundesliga dort in der kommenden Saison einen zusätzlichen Startplatz bekommt./tih/mis

(AWP)