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Für die Bank of America sind die dividendenstarken Aktien von Zurich Insurance nicht länger ein Verkauf. In einem mir zugespielten Branchenpapier geht der Autor Andrew Sinclair von "Underperform" auf "Neutral". Gleichzeitig erhöht er das Kursziel auf 490 (zuvor 455) Franken.

Der Analyst hatte die Valoren erst im Dezember auf "Underperform" heruntergestuft. Nun macht er diesen Schritt also wieder rückgängig. Sinclair begründet diesen einerseits mit der seit Jahresbeginn unterdurchschnittlichen Kursentwicklung, andererseits aber auch mit der überraschend starken Geschäftsentwicklung in der zweiten Hälfte letzten Jahres. Er geht davon aus, dass auch der anstehende Zwischenbericht gefallen könnte.

Auch bei den Aktien der UBS gibt es eine Verkaufsempfehlung weniger zu verzeichnen. Die spanische Banco Santander nimmt die Wiederabdeckung der grössten Schweizer Bank mit "Neutral" wieder auf, wobei der zuständige Analyst Ignacio Mendez neuerdings einen fairen Wert von 25,53 Franken berechnet. Sein Vorgänger stufte die Valoren einst mit "Underperform" und einem fairen Wert von gerade einmal 13,20 Franken ein.

Kursentwicklung der UBS-Aktien in den vergangenen 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Nach diesem Analystenwechsel sind mir nur noch zwei Verkaufsempfehlungen für die Aktien der UBS bekannt: Für die eine ist der Finanzwertespezialist Keefe, Bruyette & Woods ("Underperform" mit einem Kursziel von 25 Franken) verantwortlich, für die andere die britische Barclays ("Underperform" mit einem Kursziel von 21 Franken).

Über die Bücher gehen müssen die Banken spätestens nach dem heutigen Dienstag auch bei ihren Verkaufsempfehlungen für die Valoren von Logitech. Allen Unkenrufen zum Trotz blickt das Vorzeigeunternehmen aus Lausanne auf ein erfreuliches Schlussquartal 2023/24 zurück. Ein Lichtblick ist insbesondere die Stärke bei der Bruttogewinnmarge - selbst wenn diese auf Dauer vermutlich nicht gehalten werden kann.

Da auch die Finanzziele fürs eben erst angelaufene Geschäftsjahr 2024/25 keine Wünsche offenlassen, fällt ein weiteres Verkaufsargument weg.

Zur Erinnerung: Für die Aktien von Logitech trafen im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung gleich zwei Verkaufsempfehlungen ein. Zuerst senkte der für Morgan Stanley tätige Analyst Erik Woodring den Daumen über dem Lausanner Vorzeigeunternehmen und stufte dessen Valoren mit einem Kursziel von 75 (zuvor 85) Dollar von "Equal-weight" auf "Underweight" herunter. Dann legte sein Berufskollegen George Brown von der Deutschen Bank nach und sprach ebenfalls eine Verkaufsempfehlung aus, wobei er sogar nur auf ein Kursziel von 60 kommt.

Beide Experten warnten vor einer längeren Wachstumsflaute und enttäuschenden Finanzzielen. Da kommt es für sie vermutlich eher ungelegen, dass die Lausanner zwischen Januar und März erstmals seit neun langen Monaten wieder eine positive Umsatzentwicklung verzeichnen konnten. Und wer weiss – vielleicht überdenkt selbst der für die UBS tätige Analyst Jörn Iffert seine Verkaufsempfehlung mit einem 12-Monats-Kursziel von 58 Franken.

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Wie ich gestern Montag in meiner Kolumne berichtete, rückten jüngst mit Sandoz, Baloise und Nestlé gleich mehrere Unternehmen aus der Schweiz ins Zentrum von Börsenspekulationen unterschiedlichster Couleur.

Nun scheint es auch Clariant "erwischt" zu haben. Seit Freitag muss der Spezialitätenchemiekonzern aus Muttenz wieder als "heisser" Übernahmekandidat herhalten. Auslöser ist ein eher harmlos anmutendes Branchenpapier der britischen Barclays. Darin nehmen die Autoren um Alex Stewart auf die anstehende Quartalsergebnisveröffentlichung hin gleich bei mehreren europäischen Chemieherstellern kleinere Schätzungsanpassungen vor. Im Zuge dieser erhöhen sie das Kursziel für die Valoren des Baselbieter Spezialitätenchemieherstellers auf 16 (zuvor 15) Franken. Am "Equal Weight" lautenden Anlageurteil halten die Analysten indes fest.

Der Kurs der Clariant-Aktien will nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Spannend wird es allerdings erst auf Seite 11 des mir vorliegenden Branchenpapiers. Dort schreiben Stewart und seine Mitautoren aus dem Englischen übersetzt nämlich folgendes: "Wir glauben, dass der momentane Aktienkurs nurmehr im Falle einer Übernahme von Clariant zu rechtfertigen ist. Dies schliessen wir zwar nicht aus, sehen in den meisten anderen, wahrscheinlicheren Szenarien jedoch kursseitiges Abwärtspotenzial."

Überzeugung sieht für mich anders aus. Umso mehr überrascht mich, dass diese Zeilen ganz offensichtlich missverstanden werden. Anders lassen sich die besagten Übernahmespekulationen nicht erklären. Aber vielleicht kommen sie einigen Marktakteuren gerade gelegen, sind die Valoren nach dem Kurssprung von 11 auf mehr als 13 Franken innerhalb nur weniger Wochen doch dringend auf neue Impulse angewiesen – selbst wenn die heute Dienstag veröffentlichten Quartalszahlen in Analystenkreisen auf positive Resonanz stossen...

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